„Ich gelobe..“ Ein Heer zwischenpolitischen und militärischen Blöcken
Vorwort der Autoren
Das Bundesheer entstand auf den Trümmern des Zweiten Weltkriegs. Getragen von einer traumatisierten Generation, die eigentlich keine Uniform mehr sehen wollte. Dennoch fanden sich Österreicher bereit, wieder Waffen in die Hand zu nehmen. Es hätte sonst keinen Staatsvertrag und keine Freiheit gegeben.
Es entstand eine Armee, die all die Jahre mit dem geringsten Verteidigungsbudget Europas auskommen musste. Und von Anbeginn von einer Sinnkrise begleitet war. Eine Rückschau auf 50 Jahre Österreichisches Bundesheer kann vieles erklären, die Sinnkrise aber nicht. Denn diese Armee stand ständig im Einsatz. Die ersten Rekruten marschierten von der Bekleidungskammer direkt in die Waffenkammer und standen wenig später an der ungarischen Grenze. Mit einem Schießbefehl auf „sowjetrussische Einheiten“. Dann kamen die ersten Auslandseinsätze. Das Heer wurde benötigt, um die Reputation Österreichs in der internationalen Staatengemeinschaft zu verbessern. Diese Einsätze brachten erste Feuergefechte – und die ersten Gefallenen. Wenig später gab es im Zuge der CSSR-Krise schon wieder einen Schießbefehl. Diesmal auf sowjetrussische Flugzeuge. Das alles vor dem Hintergrund der Konfrontation zwischen Warschauer Pakt und NATO. Diese kleine, materiell ausgehungerte Armee zwischen den Fronten der größten Militärpotentiale, die jemals die Weltgeschichte hervorgebracht hatte, schaffte es aber mit einem alternativen Kampfkonzept sogar, beiden Seiten Respekt abzunötigen.
Nach dem Ende der großen Konfrontation mussten Soldaten plötzlich ein Übergreifen von Kampfhandlungen an der slowenischen Grenze verhindern, verteidigten mit Waffengewalt ein Flüchtlingslager in Albanien und verhinderten mit Panzern und Hubschraubern den Waffennachschub zwischen Albanien und Mazedonien. Das sind nur wenige Streiflichter, die als Ursache für eine respektable internationale Anerkennung gelten. Eine Anerkennung, die nicht nur den rot-weiß-roten Spezialisten in Uniform, sondern der gesamten Republik zuteil wird. Möglich wurde dieses „Wunder“ der Armee nur durch den Idealismus, den Mut und die mängelbedingte Improvisationsgabe der Soldaten. Ohne diese einzigartigen Überlebenskünstler würden die Feiern zum 60jährigen Bestehen der Republik und zum 50jährigen Bestehen des Bundesheeres wenig glanzvoll ausfallen. Sollte dieses Buch ein Beitrag dafür sein, dass die sinnlose Sinnfrage nach dem Bundesheer weniger oft gestellt wird, ist es durchaus im Sinne der Autoren.
Wilhelm Theuretsbacher, Rolf M. Urrisk
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